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Neue Nachrichten aus der Natur: Warum sind Streuobst-Bestände gern gesehene Ausgleichs-Maßnahmen?

03. 08. 2024

Der Schwarzwaldverein steht für den Erhalt der Kulturlandschaft. Streuobstwiesen gehören zu den prägenden Elementen der mitteleuropäischen Kulturlandschaften. 

Als Folge der Technisierung und Intensivierung der Landwirtschaft durch den niederstämmigen Plantagenobstbau, sowie verändertem Verbraucher und Freizeitverhalten der Menschen wurden Streuobstwiesen zunehmend unwirtschaftlich und gerodet. Die verbleibenden Bestände wurden schlechter gepflegt. Die fehlende betriebswirtschaftliche Rentabilität ist somit einer der Hauptgründe für die Aufgabe von Streuobstbeständen. Streuobstbestände stehen in BW unter Naturschutz.

Streuobstflächen bieten viele Ökosystemleistungen an. Ihre primäre Versorgungsleistung besteht in der Jahrhunderte alten Bereitstellung von Obst. Das hohe Blühangebot der Streuobstbestände fungiert als indirekte Versorgungsleistung für die Honigherstellung und trägt zur Artenvielfalt der Streuobstbestände bei. Streuobstbestände weisen eine signifikant geringere Nährstoffauswaschung auf als von Äckern dominierte Landschaften und haben eine positive Wirkung auf den Wasserhaushalt. Sie sind attraktive Landschaften für Naherholung und Tourismus.

Streuobstbestände gehören zu den arten- und sortenreichsten Kulturlandschaften und damit zu den Hot Spots der Biodiversität Europas nördlich der Alpen. Für Deutschland wird der Artenreichtum auf über 5000 Arten (ohne Pilzarten) geschätzt. Das hohe Alter der Hochstamm-Obstbäume mit Totholz, Rindenstrukturen und Höhlenangeboten sowie das Blütenangebot des oft extensiv genutzten Grünlands ermöglichen diesen Artenreichtum (siehe auch die Zusammenfassung der BfN-Schrift).

Aus diesem Grund sind Streuobstbestände (Hochstamm) gern gesehene Ausgleichs-Maßnahmen für Baumaßnahmen. Das Problem dort ist, dass diese Pflanzungen nicht durchgeführt wurden und die Pflege der Bäume nicht geregelt ist. Auch in Rickenbach gibt es solche Streuobstbestände.

Wie wäre es…

Stellt euch vor, diese Bestände würden für die Bevölkerung frei gegeben, d.h. man könnte sie beernten und nutzen. Später könnte man ggf. die Bäume durch „Freiwillige“ auch pflegen. So könnten Synergien entstehen und einige dieser Streuobstbestände, die aus naturschutzfachlichen Gründen gepflanzt wurden (nicht aus ökonomischen Gründen!) in Rickenbach erhalten bleiben.

 

Definition einer Streuobstwiese in BW: Extensiver Obstbau; starkwüchsige, hochstämmige und großkronige Obstbäume in weiträumigen Abständen; regelmäßige Unternutzung als Dauergrünland, aber auch ackerbaulich oder gärtnerisch; Obstbäume verschiedener Arten und Sorten, Alters- und Größenklassen; mind. 1.500 m2; überwiegend 140 cm Stammhöhe, Neupflanzungen immer mind. 180 cm; Einzelbäume erkennbar (Landtag Baden-Württemberg 2020).